Wie schafft man es, eine in die Jahre gekommene Siedlung mit Ihrem besonderem Angebot der Außenanlagen in unsere Generation zu holen? Wie kann man nachverdichten und gleichzeitig verträglich mit dem gewachsenen Landschaftsbild des umfließenden Grünraumes umgehen? Wie stiftet man Identität? Die typologische Auseinandersetzung mit der Siedlungsstruktur aus zweigeschossigen Zeilenbauten fordert im Zusammenhang mit den großzügigen Außenanlagen, dem Eichenhain und der offenen Gebäude- und Parklandschaft eine Setzung weiterer Häuser mit kleinstmöglichem Fußabdruck.
Vorgeschlagen sind vier punktförmige, siebengeschossige Häuser gleichen Volumens mit unterschiedlicher Setzung, welche sowohl auf die Bestandsgebäude, als auch auf den Naturraum und zueinander positioniert sind. Die im Grundriss dreieckigen und mit einem Walmdach bekrönten Volumen zeigen, je nach Betrachterstandort, zarte bis kräftige Figuren, welche der Siedlung zu einer starken und zeitgemäßen Identität verhelfen sollen. Die insgesamt 68 Wohnungen sind innerhalb ihrer dreieckigen Form so organisiert, daß jeder Wohnraum über einen Balkon verfügt, welcher an jeder Dreieckspitze des Hauses zu finden ist und somit größtmögliche Privatheit bietet. Die Wohnräume sind entsprechend über 180° belichtet und sorgen für ein heiteres, pavillonartiges Wohngefühl. Alle Zimmer und Bäder sind an der Fassade liegend natürlich belichtet und belüftet. Lediglich Hauswirtschaftsräume und Stauflächen sind Innen liegend und mechanisch belüftet. Das Erdgeschoß bildet das zentrale Entrée. Ein Ort für Zusammenkunft und Dialog welcher das Gebäude nicht nur nach innen, sondern auch hin zur Landschaft in drei Richtungen öffnet.
Die Fassade ist als ein modulares, vorgefertigtes Fensterwandelement als Holzkonstruktion mit integriertem Sonnenschutz konzipiert. Dies hilft die Bauzeit zu verkürzen, die Wirtschaftlichkeit zu optimieren und die Belastung innerhalb der Nachbarschaft gering zu halten. Die Balkone sind als auskragende beschichtete Stahlkonstruktionen an die Aussenhülle montiert, deren begehbare Flächen Holz bekleidet sind. Die Brüstungen bilden eine sich verjüngende Fortsetzung der Fassadenbrüstung der Fensterelemente. Die tektonische Regelhaftigkeit der sowohl horizontal als auch vertikal gegliederten Fassade, mit den sich zu Balkonen auflösenden Ecken und dem Thema des Daches, bildet in ihrer differenzierten Maßstäblichkeit die Typologie der Wohnbebauung ab. Materialität, Form und Gliederung folgen der Funktion und dem Anspruch der Wohnbebauung bei gleichzeitiger Einfügung in den städtebaulichen Bestandsrahmen.
Sebastian Rothkopf
Herbst 2017