Die besondere Lage des schmalen und zugleich tiefen Baufeldes unmittelbar an der rauschenden Isar, von denkmalgeschützten Gebäuden flankiert, dem Deutschen Museum vis-a-vis und dem Gärtnerplatz mit seinem virulenten Treiben im Rücken, bot reichlich Anlass sich eingehend mit dem stolzen Münchner Stadtbild zu beschäftigen. Ziel hierbei war die historische Prachtstraße mit einem sich angenehm einfügenden, eleganten und gleichsam identitätsstiftenden Wohnhaus als Stadtbaustein zu ergänzen. Hierbei sind die Gestaltungselemente der benachbarten, historisierenden Fassaden mit ihren heterogenen Gliederungen maßstäblich aufgegriffen und zeitgemäß in Material und Gestalt übersetzt worden.
Die hohe Handwerklichkeit der Fassadengestalt bildet den Auftakt zu einem Gebäudeensemble bestehend aus vier Häusern, welche über einen räumlich gefassten Weg durch begrünte Höfe und Gärten erschlossen werden. Ebenso wie die Gestalt der städtischen, straßenständigen Fassade auf ihren Kontext antwortet, sind die Hoffassaden thematisch an den Werk- und Gartenhöfen Münchner Häuser entwickelt. Beiden ist eine verwandte Tektonik zu eigen, deren Säulengliederung zur Straße festlich und zum Hof rational gliedernd wirkt. Die an der Hauptfassade über die Geschosse zunehmende, feine Plastizität mittels einer sich freischälenden Säulengliederung bindet über ein Drittel der Fassade einen großen, in die Straße stehenden Erker ein. Dieser Erker ist mit einem eigenen Dach behutet. So entwickelt sich aus einem gemeinsamen Sockelgeschoß ein zweiteiliges Gebäude, mit zwei Dachabschlüssen unterschiedlicher Höhenausbildung, welche entsprechend an die unterschiedlichen Höhen benachbarter Dächer angebunden sind.
Darüber hinaus lässt sich über die Geschosse die Wohnungsaufteilung anhand der plastischen Fassade nachvollziehen. Die Wohnungen halten ein reiches Angebot unterschiedlicher Typologien bereit, welches Voraussetzung für eine angenehme Durchmischung städtischen Lebens ist. Die Auswahl feiner Materialien und Detailanschlüsse innerhalb der Wohnungen runden das Bauwerk zu einem qualitätvollen ganzen und einer Bereicherung des Viertels ab.
Amandine Descamps
Florian Jahn